Daran arbeitet er ständig, am richtigen Sound, am richtigen Rhythmus. Er ist auf der Suche nach der perfekten Verbindung von Wort und Musik. Deshalb entsteht beides meist gleichzeitig, Text und Ton, Schritt für Schritt, damit die Poesie des Wortes mit der Melodie im Takt bleibt. 2009 war Plangger nach Wien gezogen, wo er auch seine Frau, die Geigerin Claudia Fenzl kennenlernte. Sie ist auf Ansichtshalber mit dabei, ebenso wie Anna Unterberger, Schauspielerin und Landsfrau des Liedermachers. Sie singt mit ihm „Linda“, ein Lied von Gerhard „Gundi“ Gundermann – Unterberger spielte 2018 in Andreas Dresens Spielfilmporträt Gundermann Gundis Ehefrau Conny, Linda heißt die gemeinsamen Tochter der beiden. Planggers und Unterbergers Interpretation des eindringlichen Songs ist eine wunderbare Hommage an den Liedermacher und Tagebauarbeiter aus der Lausitz.
So etwas passt zu Plangger, der sich mit seinen Liedern engagiert, der sich berühren lässt von Texten, die Ungerechtigkeit anprangern, in welcher Form auch immer. Wichtig ist ihm dabei, die damit einhergehenden Gefühle zu transportieren. Das gilt ebenfalls für „Namenlose“. Der Titel ist die Adaption des Songs „Deportee“ von Woody Guthrie. Guthrie erzählt darin von Menschen, die auf der Flucht sind oder abgeschoben werden, deren Namen man nicht kennt oder nicht kennen will, „namenlos“ eben. Plangger übertrug die Geschichte nach Europa und veröffentlichte das Lied bereits 2020 auf Youtube. Während der Produktion stand er in ständigem Kontakt mit Guthries Tochter Nora, die kommentierte: „Mein Vater schrieb ‚Deportee‘, um die epische Geschichte hervorzuheben, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder zu wiederholen scheint; die Ausgrenzung und Vertreibung von Völkergruppen, seien es Flüchtlinge, Migranten oder andere ‚Unerwünschte‘. Dominik hat uns noch einmal in diese Richtung gewiesen. Um unserem Gefühl der Brüderlichkeit oder des Mangels an Brüderlichkeit mit dieser ernüchternden, aber liebevollen Adaption des Liedes meines Vaters entgegenzutreten“ (zitiert nach Wikipedia, de.wikipedia.org/wiki/Dominik_Plangger).
Immer wieder einmal übersetzt oder adaptiert Plangger Songs US-amerikanischer oder britischer Folkmusiker, darunter auch „Los Companeros“ von Allan Taylor – und hat dafür zum Beispiel Lob von Hannes Wader bekommen. Ein anderer Song des neuen Albums heißt „Liebeslied im alten Stil“ und stammt ursprünglich von Konstantin Wecker. Der ist mehr als nur Kollege: Dominik Plangger gehörte zu den Ersten, die Wecker auf seinem Label Sturm & Klang unter Vertrag nahm.
Wenn Plangger schreibt, textet, übersetzt oder komponiert, dann tut er das am liebsten zu Hause. „In meinen eigenen vier Wänden kann ich am besten schreiben. Ich darf nicht abgelenkt sein.“ Seit 2004 verzieht sich der Sänger in den Sommermonaten auf eine Alm, wo er für zweihundert Kühe mit Jungvieh verantwortlich ist. Dort wird allerdings nicht komponiert oder getextet. Die Natur würde ihn zu sehr ablenken, sagt er, sie sei zu stark. „Ich finde, das Schwierige ist, dass man sich nicht selbst wiederholt!“
Aber da muss er sich kaum sorgen, denn der Liedermacher Dominik Plangger hat viele Facetten und keine Angst sie zu erforschen. Im Studio setzt er allerdings auf vertraute Kräfte. Neben den schon Genannten ist auf Ansichtshalber auch Giovanni „Joe“ Chiericati an den Tasten dabei – ein Freund seit Jugendtagen. Plangger mag den schlanken Sound, da wird nichts überproduziert. Und auf der Bühne noch weniger. „Sodass ich mich immer noch von innen hören kann.“
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